Der Plan

Ok ok, ich gebe es zu. Die ersten Eindrücke sind ziemlich trist. Aber wartet, bis ihr erfahrt, was wir vorhaben! Wenn ihr erst sehen könnt, was man aus diesem Land machen kann, wieviel Potential es in unseren Augen birgt, werdet ihr vielleicht verstehen, warum wir die Stadt hinter uns lassen und stattdessen auf’s Land ziehen wollen. Aber Vorsicht, es wird ein laaanger Post! Ich berichte euch vom Stand unserer Pläne zu Hausbau, Haustechnik, Nebengebäuden, Gemüsegarten, Waldgarten, Haustieren, Forst, Wiese und zur Erweiterung unserer Kleinfamilie. Wir freuen uns auch über jede Frage, die ihr uns hier oder auf Twitter dazu stellt, jeden Tipp, den ihr uns geben könnt und jede Erfahrung, die ihr teilt. Denn noch sind wir in der Planungsphase und Fehler, die wir durch ausreichendes darüber Nachdenken vermeiden können, wollen wir natürlich vermeiden. Nun denn…

Haus und Haustechnik

Weil wir am Arsch der Heide wohnen wollen, müssen wir natürlich erst mal ein Haus bauen, in dem eine vierköpfige Familie Platz hat. Bisher wohnen wir in einer 125 m² Altbau-Wohnung mit 4 Räumen und einer ziemlich großen Küche, die wir viel und gerne nutzen. Das zukünftige Haus soll also mindestens 130 m² groß werden. Wenn es finanziell machbar ist, auch 150 m² oder 160 m². Es soll zwei größere Kinderzimmer, ein Arbeits- und Gästezimmer, ein kleines Schlafzimmer, ein großes Bad, ein kleines Klo, evtl. mit zweiter Dusche, einen Hausanschluss- und Hauswirtschaftsraum, eine Speisekammer und eine schöne, offene, helle Wohnküche mit großen Süd-Ost-Fenstern und genügend Platz zum ausschweifenden Kochen sowie einem großen Esstisch für’s Zusammensein mit Familie und Freunden geben. Vor der Wohnküche möchten wir eine Terrasse nach Süden und Osten haben, damit wir bei Sonnenschein sitzen und in den Garten, bzw. ins Flusstal gucken können. Und weil es uns in unserem Ex-Garten (aka Wochenendgrundstück) so gut gefallen hat, soll unser Haus ein Holzhaus werden, Blockbohlen-Style. Und es soll alles ebenerdig sein, damit wir, auch wenn wir alt und gebrechlich sind, noch selbstständig von der Küche ins Schlafzimmer kommen.

Grundriss Haus (2. Entwurf)

Das Haus soll möglichst autark werden, wenn wir es schaffen, ein „Null-Energie-Haus“. Der gesamte Strom für Haustechnik, Heizung, Warmwasser, etc. soll über eine ausreichend große Photovoltaik-Anlage (30 kWP) erzeugt werden. Geheizt wird über eine Fußbodenheizung in einer Thermo-Bodenplatte. Das warme Wasser für die Heizung kommt aus einem Wasserspeicher (1000 L), an den eine Wärmepumpe angeschlossen ist. Diese Wärmepumpe soll möglichst reversibel sein, so dass sie im Sommer, bei Bedarf und wenn sowieso Sonnenenergie ohne Ende da ist, das Haus auch runterkühlen könnte. Die Hauswände und das Dach bekommen eine gute, diffusionsoffene und, wenn möglich, plastikfreie Isolierung, die Fenster eine Dreifachverglasung. Als Notfall-Heizung im Winter wird eine „Küchenhexe“, ein moderner wasserführender Kamin-Herd installiert, der mit Holz aus unserer Kiefern-Monokultur befeuert werden kann.

Von der Idee eines Grundofens und einer Erdwärme-Heizung sind wir inzwischen aus finanziellen Gründen wieder abgekommen. Aber ein DIY-Windrad, als „Low Tech“-Alternative zur PV, um im Notfall wenigstens die Wasserpumpe betreiben zu können, steht auf der Liste der zukünftigen Bastelprojekte. Auch Überlegungen zu einem Eisspeicher oder anderen alternativen Speichermethoden sind aufgekommen, aber noch nicht ausgewachsen.

Der @andreas ist unser Isolations- und Haustechnik-Experte. Er nerdet sich gerade richtig in das Thema rein und wird sicherlich zu allem, was Haustechnik und Isolation betrifft, selbst noch ausführlicher und detaillierter schreiben. Schließlich muss das alles irgendwann in den Bauantrag mit rein und da darf er gerne hier schon mal üben.

Von der Idee, im Haus ganz auf WCs zu verzichten und stattdessen überall moderne Kompost-Toiletten zu installieren, konnte ich meine Familie leider nicht überzeugen. Aber wir wollen wenigstens die Option vorsehen (und, wenn es finanzierbar ist, auch gleich realisieren) unsere Wasserklosetts nicht mit frischem Trinkwasser, sondern mit „Grauwasser“ zu spülen, also dem Abwasser aus Dusche, Waschbecken, Waschmaschine und Spülmaschine. Die Abwässer aus den WCs sollen dann in der hauseigenen Pflanzenkläranlage gereinigt werden. Durch die Pflanzen (Schilf, Binsen, etc.), Mikroorganismen und die Bodenstruktur im Klärbeet der Anlage werden die Nähr- und Schadstoffe biologisch abgebaut und das Wasser gefiltert, so dass es hinterher als Gießwasser Verwendung im Garten finden kann. Die Pflanzen selbst können dann kompostiert oder als Mulch auf den Beeten verwendet werden. So entsteht hoffentlich auch ohne Kompost-Toiletten ein „Nährstoffkreislauf“, von dem der Gemüsegarten profitieren wird. (Meine private, kleine Komposttoilette baue ich mir dann halt zur Genugtuung irgendwo in den Waldgarten.)

Der gesamte Bereich Wasser ist noch etwas unklar, einerseits wegen der rechtlichen Situation mit einem Wasseranschluß über die Gemeinde, andererseits wegen der unklaren Menge an Grau- und Regenwasser, das für die Bewässerung verfügbar gemacht werden soll oder muß. Schön wäre natürlich ein eigener Brunnen. Das Grundwasser wird so bei 3 – 6 m Tiefe liegen und man könnte im Waldgarten vielleicht sogar eine schöne Hand-Schwengelpumpe installieren. Aber wir werden das durch einen Geologen genauer prüfen lassen. Auch eine Zisterne, die Regenwasser sammelt, wäre in Anbetracht der Klimaveränderungen sicher nicht verkehrt, sofern Regenwasser überhaupt anfällt. Denn dabei käme wohl nur etwas rum, wenn wir uns gegen ein Gründach entscheiden. Ein Gründach würde den Großteil des Regens, der auf’s Hausdach fällt, einfach selbst aufnehmen und so gut wie nichts an eine Zisterne weitergeben. Dennoch wollen wir versuchen, alle Möglichkeiten, den Garten ohne frisches Trinkwasser zu bewässern, auszuschöpfen.

Lageplan Bauland (2. Entwurf)

Einen Keller wollen wir aufgrund des hohen Grundwasserspiegels und der unverhältnismäßigen Kosten nicht bauen. Stattdessen soll es ein oder zwei Nebengebäude geben: den Garagen-Lager-Werkstatt-Schuppen, in dem Auto, Fahrräder, Paddelboot, zerlegte Wildschweine, Quickpots, Akku-Schrauber, Radieschen-Samen, Rasenmähroboter, Futtermais, Bretter, Umzugskisten, Grabegabel, Gulaschkanonen-Zubehör, Klappsäge und so weiter aufbewahrt werden sollen. Und natürlich soll es möglichst auch eine Werkbank, einen Pflanztisch, ein Waschbecken und einen Abfluss im Boden geben – damit die Hausgärtnerin ihre Zwiebeln vorziehen und der Hausjäger seine Rehe zerlegen kann.

Kulturgarten und Waldgarten

Aber für das schöne Leben reicht es uns nicht, nur gut zu wohnen. Wir wollen auch gut essen. Und das heißt für uns, zu wissen, wo das Essen herkommt, wie es gewachsen ist und wie es zubereitet wurde und dabei dem Anspruch gerecht zu werden, uns möglichst ökologisch und Ressourcen schonend zu ernähren, ohne die Natur auszubeuten.

Im Ex-Garten (aka Wochenendgrundstück) hatten wir eine Anbaufläche von ca. 65 m². Dort wuchsen Tomaten, Paprika, Kürbisse, Gurken, Topinambur, Süßkartoffeln, Kartoffeln, Kohl, Sellerie, Lauch, Möhren, Zwiebeln, Knoblauch, Pastinaken, Kohlrabi, Rote Beete, Mangold, Mairübchen, Erbsen, Bohnen, Sonnenblumen, Radieschen, Salate, Spinat und diverse Kräuter, Kressen und Blumen. Aber auch ein paar wenige Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Johannisbeeren und Spalierobst. Grünspargel und Rhabarber waren gepflanzt, aber noch zu jung für die erste Ernte. Wir haben es geschafft, uns mit dieser relativ kleinen Anbaufläche bereits an den Wochenenden in der Saison mit frischem Gemüse und Salat selbst zu versorgen.

Kulturgarten (2. Entwurf)

Der zukünftige Gemüsegarten (ich nenne ihn „Kulturgarten“ in Abgrenzung zum Waldgarten, in dem auch Gemüse wachsen wird) soll etwas größer werden. Ich möchte eine 4 – 6 Felderwirtschaft aufbauen, d.h. die verschiedenen Kulturen sollen in einem 4 – 6 Jahresrhythmus durch die Anbauflächen rotieren. Jedes Feld soll dabei ca. 40 m² haben. Diese Feldgröße, so ergeben meine Recherchen, soll ausreichen, um eine vierköpfige Familie ein ganzes Jahr lang mit Kartoffeln zu versorgen und das ist auch der Plan: Selbstversorgung mit Gemüse aus dem Garten, möglichst über das ganze Jahr. Dabei werde ich natürlich auf die oben erwähnten Gemüse zurückgreifen, mit denen ich schon etwas Erfahrung gesammelt und Ernteerfolge erzielt habe. Aber weil der Platz vorhanden ist, möchte ich auch Neues ausprobieren und experimentieren, z.B. mit Mais-, Getreide-, Lein- und Hanfanbau, um evtl. sogar eine Selbstversorgung mit Öl und Teilversorgung mit Mehl (oder wenigstens eigenem Hühnerfutter) aufzubauen.

Die Tomaten und verwandte Nachtschatten kommen mit Dach vor die Südwand eines Nachbargebäudes oder, wenn wir eine Baugenehmigung für ein Gewächshaus oder einen Polytunnel im Außenbereich bekommen, dann auch dorthin. Außerdem soll es kleinere Felder für die Anzucht und für mehrjährige Kulturen wie Spargel, Topinambur, Artischocken, Rhabarber, Erdbeeren, Etagenzwiebeln, Oker oder Baumkohl sowie Flächen für Spalier- und Beerenobst geben.

Da Sandboden natürlich nicht das geeignetste Nährmedium für einjähriges Kulturgemüse ist und ich nicht vorhabe, mit künstlichen Düngern, Pestiziden, Fungiziden oder Herbiziden zu arbeiten, muss an der Stelle dringend etwas passieren. Der Plan ist, knöchelhohe Hoch- bis Hügelbeete anzulegen. Der Oberboden auf den Beetflächen wird abgetragen und im Waldgarten zum Landschaftsbau genutzt. Anschließend wird die Grube mit Holzhäckseln (Laubbaumkrone) und Mist aufgefüllt, damit dort eine „in situ“ Kompostierung stattfinden kann. Im ersten Jahr werden dort Kürbisgewächse stehen, die mit frischem Mist und unreifem Kompost klarkommen. Anschließend wird jährlich oder halbjährlich nach der „no-dig“-Methode von Charles Dowding mit reifem Kompost obenauf gemulcht, bis nach 4 bis 6 Jahren nach Rotationsplan wieder die Kürbisgewächse an denselben Platz rücken und eine neue Schicht Holzhäcksel-Mist aufgefüllt werden kann. So sollte sich über die Jahre ein gesunder Boden aufbauen, der auch das Wasser gut halten kann. Im Kleinen habe ich diese Technik im Ex-Garten (aka Wochenendgrundstück) bereits erprobt, wo wir ebenfalls auf (oder besser gesagt über) Sandboden angebaut haben. Jetzt muss es nur noch in der Größe skalieren.

Ein ähnliches Vorgehen plane ich beim Aufbau des Bodens im Waldgarten, nur dass hier der Oberboden nicht abgetragen werden und vermehrt auch Gründüngung mit stickstoffbindenden Pflanzen (Lupinen, Klee, etc.) zum Einsatz kommen soll. Der Waldgarten soll wilder und ungezähmter wachsen dürfen, aber vor allem auch mit weniger künstlicher Bewässerung auskommen. Das Wissen über Waldgärten und natürliche Bewässerungs- und Wasserspeichermethoden (z.B. mithilfe von „Swales“ und anderen Permakultur-Methoden) eigne ich mir allerdings gerade erst an und habe damit auch noch keinerlei praktische Erfahrung. Im Ex-Garten (aka Wochenendgrundstück) war dafür einfach nie genug Platz. Aber als ein Freund mir im letzten Herbst selbstgezogene Eßkastanien-Setzlinge anbot, wußte ich, dass etwas Größeres hermußte.

Das Prinzip des Waldgartens ist, mehrjährige, essbare Kulturen in mehreren Etagen anzupflanzen und in natürlicher Sukzession wie einen Wald wachsen zu lassen. Es gibt ein „Baum-Layer“ mit Obst- und Wildobstgehölzen, z.B. Äpfeln, Kirschen oder Pflaumen, ein „Strauch-Layer“ mit Nüssen und Beerenobst, z.B. Johannisbeeren, Himbeeren oder Haseln und ein „Kraut-Layer“ mit zwei- oder mehrjährigen Kräutern oder solchen, die sich selbst aussäen, z.B. Meerrettich, Rucola oder Koriander. Wenn man es klug anstellt, kann man es wohl sogar schaffen, rankende Pflanzen zu integrieren, z.B. Kiwis, Hopfen oder Wein. Aber viele dieser Lianen neigen dazu, lebendige Gehölze zu „erwürgen“, was man sich für seine produktiven Obstbäume natürlich nicht wünscht. Insofern muss man andere Rankhilfen für sie finden, sofern man sie in seinen Waldgarten integrieren möchte.

Waldgarten (2. Entwurf)

Der Bereich, in dem der Waldgarten entstehen soll, endet gen Osten an einem kleinen Hang mit ca. 3 m Höhenunterschied zum Flusstal, der durch Bepflanzung (z.B. Sanddorn) und/oder Terrassierung befestigt und vor Erosion geschützt werden muss. Im Norden schließen sich Kiefern, Traubenkirschen und einige junge Eichen an, so dass der Waldgarten mit zunehmend höher wachsenden Obstbäumen wunderbar in den Wald dahinter übergehen kann. Im Nord-Westen stehen sogar bereits eine Kastanie und ein Ahorn auf unserem Grundstück, die ich auf keinen Fall fällen möchte. An der oberen Kante des Hangs soll eine Windschutz-Hecke aus Kornelkirschen, Weißdorn, Schlehen, Holzäpfeln, Hundsrosen, Essigrosen, etc. gepflanzt werden, um die empfindlicheren Obstgehölze in der Hochebene vor den eisigen Frühlingswinden zu schützen.

Der Aufbau des Waldgartens wird sicherlich eine Weile dauern, aber die Hoffnung ist, dass er uns irgendwann mit Obst, Beeren und Nüssen versorgen kann, wenn wir alt und gebrechlich sind und den Kulturgarten nicht mehr so intensiv bewirtschaften können.

Tiere und Forst

Am äußersten Zipfel des Hanges im Waldgarten planen wir, dem @andreas seinen eigenen, privaten Hochsitz mit Funkstation zu bauen (prima Rankhilfe!). Wie ja Einige verfolgt haben, hat der Herr 2018 seinen Jagd-Schein und 2020 seinen Amateurfunk-Schein gemacht und diese Hobbies wollen gepflegt werden. Das Flusstal und der angrenzende Wald werden zukünftig zu @andreas‘ Jagdgebiet gehören, das haben wir uns schon mal so arrangiert. Es gibt dort Hasen, Wildschweine, Rehe und wohl sogar Hirsche. Mit etwas Glück werden wir es schaffen, uns das ganze Jahr mit Fleisch selbst zu versorgen, das @andreas dann quasi von der Veranda aus erlegt hat.

Aber es soll auch domestizierte Tiere in unserem Selbstversorger-Garten geben: Allen voran Hühner, da sie uns nicht nur mit Eiern und Fleisch versorgen können, sondern weil sie auch gute Garten-Helferinnen sind. Sie können z.B. Reste von abgeernteten Feldern picken und durch ihr Scharren den Kompost wenden und belüften. Auch Kompost erzeugen tun sie natürlich mit ihrem Mist. Im Hühnerhaus möchte ich „deep litter“-Methoden ausprobieren, das Öffnen und Schließen der Hühnerklappe mit Solartechnik automatisieren und ein Regenwassersammelsystem zur Befüllung der Nippeltränken installieren. Außerdem habe ich gelesen, die Früchte des Erbsenstrauchs seien ein hervorragendes Hühnerfutter und den wollen wir als mehrjährigen, essbaren Stickstofflieferanten natürlich in unserem Waldgarten anpflanzen. Praktische Erfahrung mit Hühnern habe ich noch keine, aber die werde ich machen, so viel steht fest.

Angedacht ist es auch, dass wir relativ zeitig Kaninchen und Hunde anschaffen. Kaninchen, weil sie flauschig, süß und lecker sind, sich im wahrsten Sinne wie die Karnickel vermehren und man ihre Köttel wohl direkt als Pflanzendünger verwenden kann, ohne sie vorher kompostieren zu müssen. Aber da fehlt uns momentan noch viel Wissen. Die Hunde sollen dagegen dem @andreas bei der Jagd helfen und den Kindern treue Freunde und Spielgefährten sein. Bisher liebäugeln wir mit zwei Beagles, denn die sollen kinderlieb sein und haben einfach die weltbesten Schlappohren. Aber ich mache mir natürlich auch Gedanken um ihre Erziehung und Ausbildung und frage mich, ob wir ihren Ansprüchen und ihrem Temperament auch wirklich gerecht werden können.

Ähnliche Fragen stelle ich mir, wenn wir von Schafen, Ziegen, Schweinen oder vielleicht sogar Kühen träumen. Zu unserem Landbesitz gehören ja noch zwei Stückchen Wiese am Fluss. Eine große Schafherde zieht am anderen Ufer seit Monaten von einem Flurstück auf’s nächste und hält die Vegetation kurz. Auch bei uns müssen sie schon gestanden haben, denn wir sehen ihren Mist rumliegen. Eigene Schafe und Ziegen könnten uns mit Milchprodukten, Wolle (die auch ein super Langzeitdünger ist) und Dung versorgen. Aber sie brauchen auch täglich Aufmerksamkeit, müssen gemolken werden, wollen auch im Winter fressen, müssen zum Tierarzt, etc. pp. Vielleicht schlagen wir der lokalen Schäferin erst mal einen Deal vor: Wiese gegen Käse oder sowas, bis wir herausgefunden und praktisch erfahren haben, ob wir noch Kapazitäten für größere Haustiere als Hühner, Kaninchen und Hunde haben.

Das Thema, mit dem ich mich bisher noch am wenigstens befasst habe, ist der Wald, also unsere Kiefern-Monokultur. Wie kann man aus einer relativ jungen Kiefern-Monokultur einen schönen, natürlichen, widerstandsfähigen Mischwald machen, der die Klimakatastrophe überleben oder wenigstens dazu beitragen kann, sie weiter hinaus zu zögern? Das ist die Frage und das Ziel zugleich. Es gibt eine schöne Ecke in unserem Wald, eine Lichtung, wo Eichen, Kastanien, Birken und solcherlei Laubbäume recht natürlich wachsen. Meine Vorstellung bisher ist, die dünnsten, engsten und schwächsten Kiefern von der schönen Ecke aus zu fällen und für den Bodenaufbau im Garten, bzw. als Brenn- und Bauholz zu verwenden (soweit das mit Kiefernholz überhaupt möglich ist). Wo dann der Forst Stück für Stück ausgelichtet ist, soll sich die natürliche Vegetation selbstständig ausbreiten können. „Naturverjüngung“ heißt das Prinzip, glaube ich.

Aber ich möchte auch stellenweise gezielt Bäume anpflanzen, die ich in meinem Wald gewissenhaft kultivieren möchte, z.B. Edel-Kastanien, Walnüsse, Eichen, Ahorn, Birken, Buchen, Eschen, etc. Und dafür wird sich sicherlich auch noch irgendwo ein Fleckchen im Wald und ein gutes Buch mit dem entsprechenden Know-How dazu finden lassen.

Tiny-House und Polyfamilie

Sich als Kleinfamilie mit Kindern, Tieren und Job in der Stadt selbst zu versorgen, wird sicher eine Herausforderung. Erstens hat man nur 24 h Zeit pro Tag und zweitens kann man als Einzelner nicht alles können und nicht alles wissen. Deshalb braucht es eigentlich zum rechten Aussteigen aus der Konsumgesellschaft ein ganzes Dorf, in dem sich jeder auf irgendwas spezialisiert und alle einander helfen und untereinander tauschen. Wie offen die Bewohner der übrigen 30 Häuser in der Umgebung für solche Experimente sind, wird sich herausstellen. Zwar hängen Fotos von Bodo Ramelow in der örtlichen Kneipe, aber auch Deutschland- und schlimmere Fahnen wehen in einigen Vorgärten. Dass wir uns in einer Umgebung ansiedeln, in der die Nazi-Dichte das aus dem Kiez gewohnte Maß deutlich übersteigt, war uns bewusst. Das birgt natürlich hohes Konfliktpotential, wenn wir es nicht schlau anstellen. Wir haben das große Bedürfnis, Freunde, Kultur und Diversität zuhauf um uns zu scharen, um dem etwas entgegen zu setzen und Einfluss auf die Politik und Sozialisierung in unserer unmittelbaren Umgebung zu nehmen.

Zum Glück gehen wir das Projekt nicht ganz allein an. Als wir unserer guten Freundin @evi das erste Mal von unseren Plänen erzählten, war sie gleich Feuer und Flamme. Sie ist auf dem Land aufgewachsen und obwohl sie für ihr Studium in die Stadt gezogen ist, hat sie die Sehnsucht zurück nach Natur und Selbstversorgung auch nach einem Jahrzehnt Stadtleben nie losgelassen. Warum also nicht gemeinsame Sache machen und vom zusammengetragenen Wissen, Fähigkeiten und Energie profitieren? Neben ihren Jugenderfahrungen in Sachen Tierhaltung (Kaninchen, Schafe, Katzen, Hunde sowie die Bienen vom Opa), altem Handwerk und allerlei Gartendingen, packt @evi gern tatkräftig mit an und ist handwerklich begabt. Sie hat mir auch vor Jahren „Vom neuen Leben auf dem Lande“ von John Seymour mitgebracht und damit meine eigene Landlust nicht unwesentlich beflügelt. Insofern nehmen wir sie gerne als Teil unserer Selbstversorger-Familie bei uns auf.

Der Plan ist, ihr einfach ein Stückchen von unserem Land „abzugeben“. Sie möchte sich ein Tiny House bauen, vielleicht ein paar Wachteln halten und frisches Gartengemüse essen. Wie wir das rechtlich und finanziell lösen, wissen wir noch nicht so genau. Irgendeine Form von vertraglicher Absicherung wird es wohl geben müssen. Denn @andreas und ich, wir trauen uns nach 15 Jahren Partnerschaft ein solches, doch auch riskantes und kostspieliges Projekt durchaus zu. Aber mit @evi haben wir ja noch nie so intensiv zusammengelebt. Wir wissen nicht, wie konfliktfähig wir sind, wie gut wir Krisen gemeinsam meistern können. Das muss sich alles erst zeigen. Wenn wir scheitern, dann wollen wir uns ohne Drama auch wieder trennen können und den Handlungsplan dafür sollte man immer vorbereiten, solange man sich noch gut versteht. Aber immerhin sind wir alle poly-erfahren und es somit gewohnt, explizit über unsere Wünsche, Bedürfnisse und Erwartungen zu sprechen. Das sind gute Voraussetzungen, und ich bin mir sicher, wir finden einen Weg. Denn es ist einfach zu schön und auch sehr beruhigend, nicht allein zu sein und diesen Weg ins neue Leben gemeinsam mit jemandem zu gehen, der sich auskennt und dem genauso entgegenfiebert, wie wir.

Wagenburg-Panorama

Unser Miniatur Family Village ist jedenfalls schon aufgebaut (im zukünftigen Waldgarten) und das Projekt wächst und gedeiht von Tag zu Tag. Die Idee ist nicht, von 0 auf 100 auf Selbstversorgung umzuschalten, sondern einen Schritt nach dem nächsten zu gehen. Zuerst kommt das Haus, dann der Kulturgarten, dann die Tiere, dann der Waldgarten, dann der Wald und am Ende vielleicht die Wiese mit den Ziegen und Schafen. Wir haben hier Platz und Ruhe, aber wir sind auch nicht komplett von der Zivilisation abgeschnitten. Es gibt keinen Druck und niemand zwingt uns, unser bisheriges Leben von heute auf morgen um 180° umzukehren. Wenn es mit den eigenen Kartoffeln nicht klappt, können wir immer noch Kartoffeln kaufen und es im nächsten Jahr noch einmal (anders) probieren. Ziel ist es jedenfalls, dass wir uns Stück für Stück immer unabhängiger vom Konsum und von der unbändigen Ausbeutung unseres Planeten machen, dass wir das, was wir verbrauchen, möglichst auch selbst erzeugt haben und nicht verschwenden.

Und jetzt freuen wir uns, wie gesagt, über eure Fragen, Tipps und Erfahrungen, auf dass wir daran wachsen können.

6 Antworten zu “Der Plan”

  1. Großartig! Zur Reihenfolge am Ende: Ich würde noch schauen, was wie lange braucht.

    Ein Hügelbeet läuft ja schon nach 1-3 Jahren, ein Waldgarten braucht vielleicht eher 5 Jahre, bis er richtig funktioniert und im Forst sieht man manchen Erfolg erst nach 20 Jahren.

    Aus meiner Perspektive macht es da Sinn möglichst früh zu handeln, wo mit wenig Aufwand viel bewirkt wird, zusätzlich zu deiner jetzt geplanten Reihenfolge (Haus, Garten, Tiere, Waldgarten, …).

    Etwa jetzt schon einige Bäume für den Waldgarten pflanzen oder im Forst eine Schneise für die Naturverjüngung zu schlagen. Auch wenn diese Projekte erst in einigen Jahren in den Fokus rücken.

    Zum Waldstück: Immer auch den Hinweis auf die*den örtliche*n Förster*in. Die haben vielleicht eine andere Vorstellung von gutem Waldbau, aber kennen sich aus mit Förderungen und kennen die Herausforderungen in den umliegenden Forsten.

    Viel Erfolg!

    1. Ja, auf jeden Fall. Man muß aber schauen, was wann schon geht. Jetzt schon mit dem Pflanzen zu beginnen, scheint mir bspw. nicht klug. Wir haben noch nicht mal Wasser hier, und ich will keinen teuren Setzling an die aktuelle Trockenheit verlieren. Spätestens wenn das Haus steht, evtl. schon eher, kann man aber Stück für Stück in allen Bereichen mit Arbeiten beginnen. Das entscheiden wir dann situativ und nach Wissensstand.

  2. Endlich. Ich habe fast jeden Tag nachgeschaut, wie es in diesem Blog weiter geht. Der Plan geht hin zu Ackerbau und Viehzucht, völlig autarke Selbstversorgung. Es sind unglaubliche Pläne mit unglaublich viel Arbeit. Aber zuerst der Bauplan, dann die Baugenehmigung. Das braucht auf jeden Fall auch viel Ausdauer. Wenn alle Genehmigungen durch sind, geht das Bauen erst los. Jetzt sieht es erst mal sehr nach Camping aus. Für die Kinder ist es mit Sicherheit noch jeden Tag Abenteuer pur. Ihr werdet erst dann richtig draußen wohnen, wenn das Haus steht. Bin gespannt, wie es weiter geht.

    1. Es IST Camping. Verhältnismäßig komfortables Camping mit Solarstrom, Kompostklo und eigenen Erdbeeren, aber ja, Camping. Deshalb ist es jetzt auch noch schwierig Gäste zu bewirten. Wir müssen alles Essen und Trinken aus der Stadt mitnehmen. Aber die Kinder sehen wir oft zwischen dem Öffnen der Autotür nach Ankunft und dem Ruf zum Abendessen nicht wieder. Die gehen einfach ganz selbstständig draußen spielen, ohne Straßen, ohne Zäune. Einziger Gefahrenbereich, wo der Aufenthalt ohne uns explizit verboten ist, ist der Fluss.

  3. Danke für die intensiven Enblicke in Euer Projekt!

    Als jemand, der in diversen Hütten mit Holzheizung gelebt (und Wald bewirtschaftet) hat, eine kleine Anmerkung : Mit Nadelholz in einem Holzhaus zu heizen und zu kochen ist wg. der Harzrückstände im Kamin nicht unriskant. Überlegt euch das gut und lasst euch da gut von versch. Hafnern oder Ofenherstellern beraten.
    Zum anderen (ist aber Haarspalterei, da wir hier von Jahrzehnten): Viele (Laub-)Baumarten gedeihen am besten in Gemeinschaften (v.a. Buche und Eiche) und tendieren daher auch dazu natürliche (beinahe-)Monokulturen zu wollen resp. zu bilden. Zudem reden wir da ja fast über Jahrhunderte. Wenn ihr in dem Leben noch was vom „Mischwald“ haben wollt, würde ich in einem ersten Schritt eher mit Weichhölzern (Esche) zwischendrin beginnen.

    Alles Gute!

  4. Wie habt Ihr Euch beim Dach entschieden.

    Ich würde beim Dach eher keine „Experimente“ wagen, weil ich Angst hätte, dass es irgendwann undicht wird. Wenn Ihr 30kwp braucht, könnt Ihr doch einen Teil davon auf ein traditionelles Dach bauen. Dann ist die Dachfläche auch gut genutzt….

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert