Der Waldgarten entsteht

Neulich wurde ich auf Mastodon gefragt, ob ich nicht mal etwas mehr darüber erzählen könne, wie ich Gehölze für unseren Waldgarten aus Saatgut vermehre. Da ich dabei keine Raketenwissenschaft betreibe und das zu erklären vermutlich keinen Blogartikel füllt, schreibe ich heute nicht nur über Pflanzenvermehrung aus Saatgut, sondern ganz allgemein über unseren Waldgarten, über mein Konzept, wie ich den Garten anlegen und meine Pläne, wie ich vorgehen möchte, um dieses Langzeitprojekt voranzubringen und den Waldgarten nach und nach tatsächlich entstehen zu lassen. (Ich habe diesmal Zwischen-Überschriften gemacht, damit ihr zu dem für euch interessanten Teil springen könnt, falls ihr nicht alles lesen wollt.)

Die Definition

Aber was meine ich eigentlich, wenn ich von einem „Waldgarten“ spreche? Ich meine einen Garten, in dem überwiegend mehrjährige Pflanzen wachsen, Gehölze, wie Obst- und Nussbäume, Sträucher, Stauden und Kräuter. Aber diese Obst- und Nussbäume wachsen nicht in Monokultur wie auf einer Streuobstwiese oder einer Kiefernplantage, sondern in sogenannten „Baum-Gilden“. Sie bilden Pflanzengemeinschaften mit anderen mehrjährigen Kulturen, die ähnlich wie in einem Urwald alle vertikalen Ebenen des Waldes ausfüllen. Da wächst zum Beispiel unter einer hohen Vogelkirsche eine halbhohe Mispel, daneben ein Erbsenstrauch und eine Hundsrose, darunter Rosmarin und wilde Möhre, der Boden ist mit Erdbeeren bedeckt und an der Kirsche rankt sich eine Kiwi empor. Wir pflanzen also auch kein Spargelbeet oder Erdbeerbeet in Monokultur, sondern versammeln alle sieben Höhen-Ebenen des Waldes an einem Ort: die Hochstämme, die Halbstämme, die Sträucher, die Kräuter, die Wurzeln und Knollen, die Bodendecker und die Rankengewächse. (Und nach unseren Erkenntnissen über das „soil-food-web“, die Boden-Nahrungskette, denken wir als 8. Ebene am besten auch noch die Pilze mit, die aber in der klassischen Literatur nicht dazu gezählt werden.) Dadurch lassen wir ein urwaldartiges Habitat entstehen, in dem sich nicht nur die Pflanzen, sondern auch die Tiere in einem natürlichen, selbsterhaltenden Gleichgewicht befinden.

Man kann dieses Prinzip der sieben Ebenen theoretisch mit allen möglichen Gehölzen und Kräutern realisieren. Unser Waldgarten soll aber ein essbarer Waldgarten werden, ein „food forest“, wie man ihn im Englischen nennt. Daher fokussiere ich mich auf Obst- und Nussbäume, Beerensträucher, Wildobst, mehrjähriges Gemüse und Heilkräuter, eben alles, was mehrjährig und essbar ist. Die Hoffnung ist, dass wir irgendwann, wenn wir alt und grau sind, einen ausgewachsenen Wald haben werden, der nur noch wenig menschliche Fürsorge benötigt und uns dennoch ernährt – nämlich weil er sein eigenes resilientes, artenreiches Ökosystem geworden ist. Ein klassischer Gemüse- oder Küchengarten verlangt dagegen ständige Pflege. Die einjährigen Kulturen müssen ausgesät, gepflanzt und regelmässig gegossen werden, das Unkraut muß gejätet, Kompost und Dünger müssen auf den Beeten verteilt werden und die Ernte findet meist in gebückter Haltung statt. Das werden wir sicher nicht bis ins hohe Alter leisten können. Ein essbarer Waldgarten könnte sich dann durch herabfallendes Laub selbst mit Kompost versorgen. Er muß nicht gegossen werden, weil er Wasser in seiner dicken Humusschicht speichert und die Baumkronen die Verdunstung verringern. Einjährige Kulturen verwildern und säen sich an geeigneter Stelle selbst aus.

Das Konzept

Der Waldgarten soll auf einer Fläche von 4638 qm (ca. 53 x 81 m) einer kargen, von Flechten und Moosen durchwachsenen Graslandschaft entstehen. Diese Gräser, Flechten und Moose wachsen auf Sandboden, der nahezu kein Wasser speichert und kaum organisches Material enthält. Nach Norden schließt sich ein lichter Kiefernwald mit ausgewachsenen Bäumen an, gen Westen andere Grundstücke und unser Kulturgarten. Nach Süden und Osten ist das Gelände offen und fällt in einer Art Sanddüne ca. 3m tief zur Flutwiese am Flussufer hin ab. Aus diesem Grund werde ich Bäume, die eher hoch wachsen werden, wie Elsbeeren, Wildbirnen oder Esskastanien tendentiell eher im nördlichen Teil des Areals pflanzen und Bäume, die eher klein bleiben, wie Pflaumen, Mispeln oder auf Halbstämmen veredeltes Obst tendentiell eher süd-östlich. So möchte ich verhindern, dass die großen Bäume später zu viel Schatten auf die kleineren Bäume werfen.

Mittig möchte ich einen Naturteich anlegen und um den Teich herum sollen die empfindlicheren Kulturen, wie Maulbeeren, Pfirsiche oder Mandeln wachsen. Da Wasser eine relativ hohe Wärmekapazität hat, gibt es in der Nähe von Binnengewässern geringere Temperaturschwankungen und ein stabileres Mikroklima. Davon profitieren empfindliche Pflanzen. Außerdem reflektiert die Wasseroberfläche das Sonnenlicht und kann den umstehenden Pflanzen so noch einen zusätzlichen Boost für die Photosynthese verschaffen. Um den Waldgarten von den starken und zum Teil eisigen Winden aus der Flutebene etwas abzuschirmen und vor Rehen und Wildschweinen zu schützen, möchte ich im Südosten eine bedornte Wildobsthecke aus Weißdorn, Kornelkirschen, Berberitzen, Schlehen, Holzäpfeln, Rosen, Haferpflaumen und dergleichen mehr pflanzen. Diese Dornenhecke möchte ich irgendwann ganz klassisch schräg legen. Im Norden soll eine Him- und Brombeer-Hecke den Durchmarsch von Wildtieren verhindern. Außerdem möchte ich mit Weidenarchitektur Orte für uns Menschen erschaffen, an denen wir spielen, zusammensitzen, ausruhen oder einfach ausgiebig über das Leben, das Universum und den ganzen Rest sinnieren können.

Der Anfang

Unser Waldgarten begann eigentlich bereits 2019, noch vor dem Kauf unseres Grundstücks – und zwar mit der Recherche mehrjähriger, essbarer Gehölze, die in unserem Klima wachsen. Brandenburg liegt theoretisch in der Winterhärte-Zone 7b mit durchschnittlichen Tiefsttemperaturen von –14,9 bis –12,3 °C. Bananen und Orangen können hier im Winter nicht ohne Schutzmaßnahmen überleben, aber ein Wald aus lauter Apfelbäumen wäre auch irgendwie langweilig. Mithilfe von Plants For A Future (https://pfaf.org/) und der Wikipedia habe ich also eine Liste an für unsere Breiten geeigneten heimischen und fremdländischen Gehölzen erstellt und dazu wichtige Eigenschaften wie Höhe, Wuchsform, Lichtansprüche, Bodenansprüche, Winterhärte, Blütezeit, Reifezeit, Wurzelform, Häusigkeit, Symbionten und Ahliches notiert. Dann bin ich mit diversen Pflanzenbestimmungs-Apps bewaffnet spazieren gegangen und habe es gelernt, die Pflanzen in meiner Liste zu bestimmen und wieder zu erkennen. Ich habe mir diverse Standpunkte von Exemplaren of Interest in meiner Nachbarschaft und damals noch urbanen Heimat notiert. (Das ist der Teil, der später noch mal zum Thema Aussaat relevant wird.)

Mit den ersten Pflanzungen habe ich im Herbst 2020 begonnen. Dafür habe ich mir eine Fläche von ca. 10 x 10 m im Nordosten des zukünftigen Waldgartens ausgesucht und mit einem mobilen Weide-Zaun abgesteckt. Die Idee war, dort eine erste, kleine Oase zu etablieren, in der die Pflanzen noch relativ geschützt sind und gut versorgt wachsen können. Von diesen „Mutterpflanzen“ möchte ich dann Stecklinge für die Vermehrung machen und Saatgut nehmen, um nach und nach ausreichend viele und ausreichend preiswerte, nützliche Pflanzen für die gesamte Fläche zu gewinnen. Als erstes habe ich vier verschiedene Sorten Sanddorn gekauft (darunter ein männliches Exemplar für die Befruchtung). Die Sanddorne habe ich mit viel Kompost im Pflanzloch direkt auf den Sandhügel, also den Hang oder „die Düne“ gepflanzt. Sanddorne haben die Fähigkeit, Luftstickstoff zu binden und sind daher in der Lage, mit relativ nährstoffarmen, kargen Sandböden klar zu kommen. Außerdem bilden Sanddorne Wurzelausläufer und helfen somit, den Hang zu befestigen und ein Abrutschen bei Starkregen zu verhindern. Um die Sanddorne herum habe ich Holzhäcksel verteilt, die eine Mulchschicht bilden, dort „in situ“ kompostieren und etwas mehr Feuchtigkeit speichern.

Auch an der oberen Konturlinie des Hangs entlang, da wo irgendwann die Wildobsthecke wachsen soll, habe ich schon mal der Länge nach Holzhäcksel verteilt. Diese verrotten dort langsam vor sich hin und reichern den Boden so schon mal mit Nährstoffen und organischem Material an. Kurz darauf habe ich je zwei gekaufte Schlehen, Berberitzen und Kornelkirschen am nördlichen Ende des Hangs als erste Vertreterinnen der Wildobsthecke gepflanzt. Auch die Schlehen bilden Wurzelausläufer und sichern somit den Hang. Außerdem haben sie schöne Dornen, über die sich jeder Siebentöter freut. Auch Kornelkirschen und Berberitzen sollen recht genügsam sein, so dass ich dachte, ich könne es wagen, sie schon zu pflanzen. (Zumindest die Kornelkirschen scheinen aber doch ein wenig mehr Aufmerksamkeit zu benötigen; eine teure, veredelte Sorte, „Golden Glory“ ist mir bereits eingegangen.) Eigentlich hätte ich auch gerne gleich zwei Weißdorne gepflanzt. Aber weder beim Biogartenversand meines Vertrauens, noch in den mir zugänglichen Gartencentern gab es damals Weißdorne zu kaufen.

Die Aussaat

Von diversen Wanderungen und Rad-Ausflügen mit den Kindern wußte ich allerdings, dass es in unserer näheren Umgebung einige wildwachsende Weißdorne gibt. Also habe ich im Herbst einfach ein paar reife Beeren von verschiedenen Pflanzen gepflückt. Nach der sogenannten „Handstraußregel“ aus dem Bundesnaturschutzgesetz ist das auch erlaubt. Auch in der Stadt darf man z.B. Früchte von Parkbäumen in geringen Mengen für den persönlichen Bedarf (d.h. nicht für gewerbliche Zwecke) entnehmen. Früchte enthalten bekanntermassen Samen und Samen sind der Weg, auf dem sich fruchtende Gehölze in natürlicher Umgebung vermehren. Ich habe also die abgesammelten reifen Weißdorn-Beeren einfach direkt in einen mit Erde gefüllten Pflanztopf getan und diesen Topf draußen im Schatten zum Überwintern stehen lassen. Außerdem hatten mir Freunde aus dem Odenwald eine Kiste mit selbst gesammelten Maronen zum Geburtstag geschickt. Auch von denen steckte ich einige in mit Erde gefüllte Mörtelkübel und ließ diese draußen im Schatten überwintern. Andere Maronen steckte ich einfach in unserem Wald, d.h. unserer Kiefernmonokultur, direkt in den Boden. Im nächsten Frühjahr wuchsen in den Kübeln kleine Esskastanien und in den Töpfen kleine Weißdorne und die Freude war riesig, als auch im Wald winzige, kleine Esskastanien-Babies ihre Keimblätter aus der Erde steckten.

Die Jungpflanzen in den Kübeln und Töpfen päppelte ich den Sommer über. Weil die Gefäße im Schatten standen, mußte ich nur ab und an mal gießen. Die Esskastanien, die ich direkt in den Wald gesät hatte, wurden gar nicht gegossen. Viele Waldbäume wachsen im Schatten auch besonders gut und gesund, weil sie evolutionär an diese Bedingungen angepaßt sind. Wegen des geschlossenen Blätterdachs der Altbäume dringt in einem Wald oft wenig Licht bis zu den Jungpflanzen am Boden hindurch. Es gibt richtige „Schattenbäume“, Buchen zum Beispiel, die mögen gar nicht gerne im Licht heranwachsen. Die sogenannten „Lichtbäume“, z.B. Eichen, kann man dagegen auch in die Sonne pflanzen. Deshalb eignet sich eine Kiefernmonokultur auch hervorragend für den Waldumbau mit Buchen, besser als eine gerohdete Fläche, weil die jungen Buchen im Schatten der Kiefern so langsam heranwachsen können, wie sie das für ein gesundes Wachstum brauchen. Im Waldgarten fehlen uns allerdings „Ammenbäume“, in deren Schatten die Jungpflanzen heranwachsen können, weshalb ich meine Baumschule im künstlichen Schatten des See-Containers direkt neben unserem Brunnen (Grundwasserpegelmessstation) eingerichtet habe.

Im Herbst holte ich jedenfalls die aus den Samen gezogenen Jungpflanzen aus den Kübeln und Töpfen und pflanzte sie wurzelnackt in den Waldgarten und in den Wald. Im Waldgarten gab ich ihnen immer ein bisschen Kompost an die Wurzeln und Holzhäcksel als Mulch drum herum. Im Wald pflanzte ich zunächst mit dem Spaten. Inzwischen pflanze ich aber mit einem sogenannten „Göttinger Fahrradlenker“. Das ist ein wirklich praktisches, aber simples Spezialgerät mit einem Lenker als Griff oben und einem schmalen, messerartigen Spatenteil mit Fußtritt unten. Wenn man viele wurzelnackte Bäume pflanzen möchte, erleichtert es die Arbeit sehr und stört den Waldboden nur minimal. Im Wald erhalten die Jungpflanzen keine weitere Pflege und sind quasi sich selbst überlassen. Ich dokumentiere die Keim- und Überlebensraten im Wald auch nicht systematisch. Was abgefressen wird, wird abgefressen, was eingeht, geht ein. Und ja, Einiges ist mir schon eingegangen, gefühlt sogar mehr im Waldgarten als im Wald, obwohl ich da öfter mal mit der Gießkanne vorbeikomme. Insgesamt sind die Bedingungen im Waldgarten doch noch deutlich brutaler als im Wald, weil alles in der prallen Sonne steht und sehr schnell austrocknet. Besonders schmerzhaft fällt der Verlust natürlich dann auf, wenn gekaufte, veredelte Pflanzen eingehen, für die ich viel Geld bezahlt habe.

Das bringt mich aber auch zu dem Entschluß, mich in den kommenden Jahren erstmal mehr auf die (billige) Vermehrung aus Saatgut und Stecklingen zu konzentrieren und weniger Pflanzen zu kaufen. Im Waldgarten, bzw. in der „Mutter-Oase“, habe ich auch schon eine beachtliche Menge an relativ genügsamen Gehölzen zusammengesammelt: Aronia, Felsenbirnen, Haseln, Honigbeeren, Holunder, Ölweiden, Sanddorne, Wacholder, Vogelkirschen, Ebereschen, Schlehen, Hagebutten, Kirschpflaumen, Kornelkirschen, Weißdorne, Gojibeeren, Zierquitten, Mahonien, Erbsensträucher, Wildbirnen, Wildäpfel, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Brombeeren, Himbeeren, Blaueeren, Preiselbeeren, Walderdbeeren, Spargel und Mispeln [s. Pflanz-Chronik: Waldgarten]. Einige davon, z.B. die Hundsrosen, Felsenbirnen und Zierquitten, fruchten sogar schon und können vor Ort für die Aussaat beerntet werden. Mit der oben beschriebenen Methode habe ich schon erfolgreich Esskastanien, Weißdorne, Buchen, Eichen, Hagebutten, Haseln, Baumhaseln, Zierquitten, Ahorne, Robinien und Walnüsse vermehrt (wobei die Walnüsse eher zimperlich sind, weil nicht besonders frosthart).

Wenn die Früchte im Spätsommer oder Herbst reif werden, sammle ich sie in kleinen Mengen auf Wanderungen, in den Gärten von Freunden oder inzwischen sogar schon in unserem Waldgarten. Ich topfe sie direkt ein und lasse sie den Winter über draußen stehen. Ich desinfiziere nichts, ich pople keine Kerne aus den Früchten, ich achte (bisher) nicht auf besondere genetische Vielfalt, ich stelle nichts zum Stratifizieren in den Kühlschrank und ich schlage auch nichts unter wöchentlicher Kontrolle in nassem Sand ein. Das wäre mir alles viel zu aufwendig und dafür hätte ich weder die Zeit, noch den Platz im Kühlschrank. Ich kann damit keine Riesenmengen produzieren und habe ja auch ohnehin gar nicht die Zeit, Riesenmengen auf unserem Grundstück überhaupt zu pflanzen und auch wenn ich jedes Jahr nur zehn Jungpflanzen einer Art heranziehe, komme ich meinem Ziel schrittweise näher.

Der Ausblick

Dieses Jahr probiere ich zum ersten Mal Feldahorn, Hainbuche und Linde aus Saatgut zu vermehren. Ich habe die Samen im Herbst in die Erde gebracht und bin schon gespannt, ob da im Frühjahr etwas keimen wird. Robinien sind zwar nicht heimisch, wachsen hier in unserer Gegend aber wie Unkraut. Auch sie binden Luftstickstoff, haben Dornen und vermehren sich durch Wurzelausläufer. Bienen lieben ihre Blüten und ihr Holz ist eines der härtesten und witterungsbeständigsten, das man in Europa finden kann. Es eignet sich prima, um Zäune, Hochbeete oder Tomatendächer zu bauen. Und als wäre das nicht genug, läßt sich Robinie auch ganz leicht mit meiner Methode aus Saatgut vermehren. Um das gesamte Areal des Waldgartens möglichst schnell zu beschatten, Stickstoff und Wurzelexudate (also vor allem die bei der Photosynthese von den Pflanzen erzeugten Kohlenhydrate) in den Boden zu bekommen und damit das Mikrobiom im Boden zu beleben, möchte ich mich auf Robinien konzentrieren. Sie sind zwar als solches nicht essbar, aber wenn wir den Platz irgendwann für Apfel- oder Birnbäume brauchen, können wir sie immer noch zurückschneiden oder ganz fällen und ihr Holz im Garten weiterverwenden.

2024 Häckselberge

Außerdem habe ich mir letztes Jahr endlich Zugang zu hängerweise Holzhäckseln verschafft. Das war bis dato immer eine ähnlich knappe Ressource wie Kompost. Ich habe einfach den örtlichen Parkpflegeservice angesprochen und gefragt, ob sie nicht einen Ort suchen, um ihre Holzhäcksel billig loszuwerden. Oft liefern sie sie an Leute mit einer Holzhäckselheizung. Aber manchmal haben sie so viele kleine Ästchen und Blätter vom Baumkronenschnitt dabei, dass sie es bei Holzhäckselheizern nicht loswerden und eigentlich, verbunden mit entsprechenden Kosten, auf Recyclinghöfen abliefern müßten. Seit ich sie angesprochen und betont habe, dass der Baumkronenschnitt genau das ist, was ich für meinen Waldgarten als Mulch gebrauchen kann, kommen sie damit nun regelmässig zu mir und ich freue mich riesig. (Nach den 10€ für den Account der Alpha-Version von Minecraft waren das die am zweitbesten angelegten 10€ meines Lebens.)

Kompost in der Heißrotte im Winter 2023

Auch unsere Kompostmengen kommen nun langsam an unseren Bedarf heran und ich glaube, ich werde dieses Jahr zum ersten Mal keinen externen Kompost für das Gemüse dazukaufen müssen. Unser Kompost-System ist inzwischen auch so sophisticated, dass ich dazu sicher irgendwann einen eigenen Blogbeitrag schreiben werde. Für nächste Woche ist meine Frühjahrespflanzenlieferung angekündigt, die meine ersten drei Elsbeeren enthalten wird. In Töpfen warten auch noch die von anderen Bauflächen geretteten Weiden und Salweiden auf Pflanzung. Und wenn die Feldahorne, Hainbuchen und Linden diesen Frühling wirklich keimen, werde ich sicher wieder auf Mastodon davon berichten.

Auf Mastodon habe ich neulich auch ein schönes Zitat des Gärtners und Botanikers Doug Gosling gelesen: „Growing plants and saving seeds are some of the most provocative, democratic and radical acts one can take towards reconciling the modern world’s alienation from the earth and the miracle of life.“ (Pflanzen wachsen zu lassen und Saatgut zu bewahren, sind einige der provokativsten, demokratischsten und radikalsten Schritte, die man unternehmen kann, um die davon entfremdete moderne Welt wieder mit der Erde und dem Wunder des Lebens zu versöhnen).

Ich finde, da hat er ganz Recht und lasse seine Worte daher heute das Schlußwort zu meinem Waldgarten-Artikel sein. Wie immer: Kommt uns besuchen! Bringt Pflanzen und Saatgut mit! Pflanzt Bäume, Sträucher und Kräuter!

2 Antworten zu “Der Waldgarten entsteht”

  1. Danke für den inspirierenden Bericht! Ich freu mich suf mehr.

    Bei den Robinien hätte ich Angst, die nicht wieder los zu werden.
    Aber ey! Pflanzen ist halt nix für Angsthasen 😉

    1. Ja, dass die wuchern ist natürlich eine Gefahr, zumal auch sie sich krass über Wurzelausläufer verbreiten und so richtig essbar sind sie auch nicht, bzw. sogar giftig für Pferde. Aber ich denke mir, fällen oder chop’n’dropn kann man die immer noch. Momentan ist halt echt einfach Sandwüste und alles, was mir schnell ein bisschen mehr Schatten macht und Wurzelexudate in den Boden bringt, erscheint mir erst mal besser als nichts. Aber lass mal in 10 Jahren gucken, was ich dann dazu denke.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert