Um 2020 noch irgendwie einen netten Ausklang zu geben, haben wir vor Jahresende noch schnell den Bauantrag für unser Einfamilienhaus und @evis Tiny House unterschrieben – mit zwei Monaten Verspätung. Aber man tut, was man kann. Sobald der amtliche Vermesser aus dem Winterurlaub zurück ist, wird eingereicht.
Damit haben wir nun einen der wichtigsten Schritte auf dem Weg ins Eigenheim am Arsch der Heide geschafft, weil nun schon Einiges an komplexer Planung hinter uns liegt. Das Haus tatsächlich zu bauen, wird dann das spannende Kapitel in 2021. Aber was gehört eigentlich rein in so einen Bauantrag und wieviel von dem, was wir ursprünglich geplant haben, werden wir denn nun wirklich umsetzen und wie? Darum soll es im heutigen Beitrag gehen.
Wie ihr schon anhand der 3D-Bilder erkennen könnt, sind wir bei unserer Entscheidung, ein Holzhaus zu bauen, geblieben. Wir haben uns mit dem Hersteller Blockhaus4You zusammengetan, der uns ein bezahlbares Angebot für unseren Entwurf geschickt hat und gute Referenzen mitbringt. Auch im persönlichen Gespräch machten die beiden Inhaber einen netten, engagierten und von Idealismus geprägten Eindruck. Überzeugt hat uns vor allem auch, dass sie ihre Häuser, anders als die meisten anderen Anbieter, mit Schafschurwolle dämmen. Unser Ziel war ja, eine möglichst plastikfreie, diffusionsoffene Wand-Isolation hinzubekommen. Seit Blockhaus4You uns die oben eingefügten Bilder ihres 3D-Modells geschickt haben, sind wir voll optimistischer Vorfreude auf unser zukünftiges Haus.
Der Entwurf selbst stammt allerdings nicht von B4Y, sondern von einem mit uns befreundeten Architekten, der uns auch beim Erstellen des Bauanstrags geholfen hat. Er hat sich meine laienhaften Skizzen angesehen und uns auf dieser Grundlage verschiedene Grundrisse gezeichnet. Und, oh boy, waren wir begeistert! Seine Fähigkeiten, unsere diffusen Ideen und Wünsche in konkreten Bauzeichnungen umzusetzen, seine Hinweise und Ratschläge, zeigen einmal mehr, wie großartig es ist, mit Profis zu arbeiten.
Über die Anordnung der Wohnräume waren wir uns relativ schnell einig. Wir wollten ja von Anfang an eine offene Wohnküche mit großen Fenstern nach Südost, so dass wir viel Sonnenlicht und den Blick in den Garten abbekommen. Die Eingangssituation sollte so sein, dass man auch mal ein schmoddriges Kind abstellen kann, ohne gleich alles vollzudrecken. Das Schlafzimmer haben wir nun aber in den Nordosten geschoben, damit stattdessen die Kinderzimmer im Südwesten etwas mehr Licht abbekommen. Und das Luxus-Feature on top (literally) ist das über eine Wendeltreppe erreichbare Arbeits- und Gästezimmer, das nun im Obergeschoss über den Kinderzimmern liegt, und von dessen Galerie aus man in die Wohnküche und den Garten gucken kann. Sehr sexy!
Komplizierter war tatsächlich die Anordnung der unbeheizten Nebengebäude, wie Garage, Werkstatt und Schuppen zusammen mit der des Tiny Houses. Und zwar weil @evi verständlicherweise nicht direkt an der Straße stehen wollte und weil es baurechtliche Auflagen dahingehend gibt, wieviele Meter Gebäudewand an welcher Seite maximal auf der Grundstücksgrenze liegen dürfen, wie weit die Gebäude jeweils voneinander und von der Grundstücksgrenze entfernt sein dürfen oder müssen und wieviele Stellplätze für Autos es pro erwachsenem Bewohner geben muss (selbst wenn man gar kein Auto besitzt), etc. pp. Auch da will man jemanden haben, der sich damit auskennt, weil Bundes-, Landes- und lokales Baurecht ineinandergreifen und einem als Laien einfach nicht klar ist, was jetzt genau der geforderten „ortsüblichen Bebauung“ entspricht und was nicht.
Da wir jemanden dafür bezahlt haben, das für uns zu recherchieren, sind wir relativ zuversichtlich, dass all das Beachtung in unserem Entwurf gefunden hat und der Bauantrag einfach ohne Beanstandungen durchgeht. Wir planen derzeit ein, dass drei bis sechs Monate vergehen werden, bevor eine Genehmigung vorliegt und wir tatsächlich mit dem Hausbau beginnen können. Bis dahin müssen wir uns noch Gedanken zu Elektronik und Licht machen, also wo soll welches Kabel langgehen, welche Steckdose, welche Buchse und welcher Schalter oder Hebel sich befinden. Auch einzelne Gewerke für den weiteren Außen- und Innenausbau fehlen uns noch, z.B. ein Dachdecker und ein Gas-Wasser-Scheiße-Installateur. Aber wir haben ja noch drei bis sechs Monate Zeit, uns die zusammenzusuchen.
Beschreibung des Bauvorhabens
Die Bodenplatte. Entgegen unserer ursprünglichen Idee werden wir keine Thermobodenplatte bauen. Thermobodenplatten sind nicht nur teurer als herkömmliche, sondern auch aufwendiger in der Planung. Man muß bereits im Vorfeld genau wissen, wo welche Leitung lang gehen soll. Denn jede Wasserleitung, jedes Abwasser- und Heizungsrohr, jedes Strom-, Telefon- und Internetkabel wird in die Thermobodenplatte eingegossen. Wenn man was vergessen hat oder sich doch kurzfristig noch mal umentscheidet, ist es zu spät. Bei einem Fertighaus, das schon hundertmal genau so gebaut wurde, kann man das machen. Aber uns, die wir einen individuellen Entwurf zum ersten und einzigen Mal bauen wollen, ist das zu riskant. Ein weiterer Nachteil der Thermobodenplatte ist, dass es keine Trittschalldämmung gibt und man das Getrappel der Füßchen im Kinderzimmer ggf. bis ins Schlafzimmer hört.
Es kommt also nur eine herkömmliche Bodenplatte mit Betonfundament und Estrich-Aufbau infrage. Diese gibt es allerdings in zwei Varianten, nämlich einmal als Streifenfundament mit Frostschürze und einmal als Fundamentplatte ohne Frostschutz. Als zusätzliche Isolations- und Drainageschicht könnte man Glasschotter unter so eine Fundamentplatte schütten. Die zweite Variante ist preiswerter, kann aber nur gebaut werden, wenn der Baugrund selbst schon eine ausreichende Entwässerung gewährleistet. Darüber, ob das bei uns der Fall ist, müssen sich unser Statiker und unser Bodengutachter noch einig werden. Über dem Betonfundament käme dann aber in jedem Falle der Fußbodenaufbau mit einer Isolationsschicht aus Styropurplatten o.ä., einem Estrich mit Fußbodenheizung und dann darüber Dielen oder vermutlich eher Fliesen (wegen der Hunde).
Die Heizung. Hier hatten wir zunächst den Wunsch, das Haus über eine Fußbodenheizung mit Wärmepumpe zu beheizen. Diese Idee haben wir aber erst einmal gaaanz weit nach hinten verschoben und werden evtl. sogar ganz darauf verzichten. Zwar ist es energie-effizienter, das Wasser in einem Pufferspeicher mittels Wärmepumpe zu erhitzen. Kosten-effizienter ist es aber nicht. Photovoltaik ist inzwischen einfach so viel preiswerter in der Anschaffung und auch insgesamt wartungsärmer als Wärmepumpen, dass man sich auch einfach ausreichend PV-Panele installieren kann, um den Wärmebedarf komplett aus Solarstrom zu decken.
Statt einer Wärmepumpe werden wir uns also einfach bis zu 30 kWp an PV-Anlagen auf’s Dach bauen – je nachdem, wieviel wir dort platzmäßig unterbringen können – und den Pufferspeicher damit direkt heizen. Da die Energieausbeute einer PV-Anlage aber im Winter, wenn man die Wärme am meisten braucht, erfahrungsgemäß gering ist, muß trotzdem eine zusätzliche Heizquelle her. Wir haben uns für einen Holzofen entschieden, und zwar nicht für einen Grundofen (zu teuer, leider), sondern für einen wasserführenden Kaminherd. Das ist sowas wie eine Küchenhexe, also ein holzbefeuerter Herd mit Backofen, die aber zusätzlich einen Wasseranschluß und -kreislauf hat, so dass man den Pufferspeicher mit Holz aufheizen kann.
Zunächst wollten wir das Modell „La Nordica Termorosa XXL DSA“ kaufen. Dann haben wir festgestellt, dass das keine separate Zuluft hat. Die möchte man aber in einem isolierten Holzhaus unbedingt haben, weil man ansonsten beim Heizen die Fenster öffnen müßte, um Zugluft, Kondenswasser und letztlich gammelndes Holz zu vermeiden. Daher schwanken wir jetzt doch zwischen dem „Lohberger AC-105“ und dem „Pertinger Sturzbrandherd“, der unser derzeitiger Favorit ist. Beide Modelle haben eine Sekundärverbrennung, wodurch das Rußen reduziert und der Wirkungsgrad erhöht wird. Und es sind die einzigen beiden Modelle, bei denen man die Kochfunktion abschalten kann, so dass nur wenig Restwärme an den Raum abgegeben wird. Schließlich wollen wir keine Sauna im Wohnzimmer einrichten, sondern möglichst „nur“ das Wasser im Pufferspeicher erhitzen.
Zu- und Abluft gehen durch einen Schornstein, Marke „Schiedel absolut“, bei dem beide Schächte separat im selben Bauteil verbaut sind. Da das Bauteil isoliert ist, kühlt der Raum nicht aus, wenn die Heizung nicht in Betrieb ist. Müssen wir also nur noch Brennholz ranschaffen, wenn uns der Solarstrom ausgeht. Aber wir sind ja jetzt auch Waldbesitzer und müssen für den Umbau unserer Kiefernplantage eh einige armdicke Kiefern plentern, um Platz und Licht für unsere jungen Buchen und Esskastanien zu schaffen. (Und ja, Lohberger und Pertinger führen Kiefernholz beide als möglichen Brennstoff auf.)
Wandaufbau und -Isolation. Wie am Anfang schon beschrieben, werden unsere Außenwände diffusionsoffen mit Schafschurwolle isoliert. Der Wandaufbau wird also 8 cm Blockbohle, 15 cm Schafwolle und nochmal 8 cm Blockbohle sein. (Die Tochter freut sich schon auf ihre Lesenische auf der 30 cm breiten Fensterbank.) Die Blockbohlen werden aus langsam gewachsener, estnischer Kiefer oder Fichte und nicht rund, sondern eckig sein. Mit diesem Aufbau erreichen wir einen u-Wert von 0,194, was sowohl EnEV-, als auch GEG-konform ist. (GEG gilt seit 1. Nov. 2020!)
Diffussionsoffen heißt, dass sich keine Dampfsperre in der Wand befindet und also ein Luftfeuchtigkeitsausgleich stattfindet. Dabei bildet sich zwar auch ein bisschen Kondenswasser in der Wand (s. Grafik unten), aber es ist so wenig, dass es im Winter vom Holz und der Schafwolle aufgenommen und im Sommer wieder abgegeben werden kann. In der Theorie staut sich also keine Feuchtigkeit, so dass sich kein Schimmel bildet und das Holz auch nicht zu gammeln anfängt. Als Asthmatikerin und Pilzsporen-Allergikerin freue ich mich schon enorm auf das dadurch deutlich verbesserte, winterliche Raumklima. (*röchelnd aus der vermoderten Altbauwohnung gesendet*)
Grafik: Screenshot mit Aufbau und U-Wert-Berechnung
Dachaufbau und -Isolation. Unser Haus wird mehrere Pultdächer bekommen. Auf dem Arbeitszimmer eines, das sich nach Süden absenkt. Über der Wohnküche eines, das sich nach Norden absenkt (so bekommen wir dort größtmögliche Deckenhöhe) und über Garage, Werkstatt und Schuppen eines, das sich wiederum nach Süden absenkt. Für das Dach kommen Sichtsparren auf die Deckenbalken, darauf kommen 18 cm dicke Linitherm-Platten (PU-Schaum mit eingegossener Faser-Spanplatte) und darauf kommt dann direkt schon eine Bitumen-Bahn oder ähnliche wurzel- und wetterfeste Dach-Beschichtung.
Unsere Entscheidung ist jetzt deutlich Zugunsten des Gründachs gefallen. Vier Faktoren haben diese Entscheidung bedingt: Erstens sind Gründächer wesentlich preiswerter als Dachziegel. Zweitens kühlen sie im Sommer das Haus mithilfe von Verdunstung runter. Wenn man also keine Wärmepumpe hat, die man im Sommer „rückwärts“ laufen lassen kann, um das Haus damit quasi wie einen Kühlschrank runterzukühlen (ja, sowas gibt es), ist ein Gründach eine sinnvolle Alternative. Drittens haben wir herausgefunden, dass extensive Dachbegrünung und PV-Anlage nicht nur zusammen machbar sind, sondern sich sogar gut ergänzen. Denn man will die Aufständerung für die Solarpanele nicht am Dach verschrauben müssen. Löcher im Dach sind immer ein Einfallstor für Feuchtigkeit und Wärmeverlust. Bei einem Gründach werden die Ständer aber mit den Drainagekieseln und dem Substrat einfach aufgeschüttet und müssen deshalb gar nicht verschraubt werden. Und Viertens schützt das feuchte Substrat optimal die Bitumen-Schicht vor dem Zerfall durch Sonneneinstrahlung, wodurch sie einfach länger haltbar bleibt.
Ob wir das Gründach gleich mit aufbauen lassen oder damit noch warten, bis wieder etwas mehr Geld in der Kasse ist, hängt jetzt ganz vom Angebot des Dachdeckers ab, den wir ja erst noch finden müssen. Ein Anbieter, den wir ins Auge fassen, ist z.B. ZinCo, der auf Solargründächer spezialisiert ist. Auf jeden Fall werden wir das Dach aber so bauen lassen, dass ein Gründach jederzeit nachgerüstet werden kann. Denn das wollen wir schon ganz gerne auf absehbar am Start haben. Regenwasser zum Sammeln in einer Zisterne wird dann allerdings nicht mehr groß anfallen, da ein Gründach das meiste davon wirklich selbst aufnimmt und nur langsam an die Umgebung verdunstet. Vermutlich werde ich einfach ein paar hübsche Regentonnen mit Auslasshahn am Ende der Regenrohre installieren. Die sind nicht teuer und haben uns am Gartenhäuschen auch immer gute Dienste geleistet.
Der Strom. Unser Strom soll, wie oben schon erwähnt, überwiegend aus unserer Photovoltaik-Anlage kommen. Da wir noch nicht genau wissen, wieviel Geld wir am Ende des Hausbaus für die einzelnen Panele und eine entsprechend große Batterie übrig haben werden, bauen wir erst mal, was wir uns eben leisten können und rüsten dann bis 30 kWp (oder eben bis Dach voll) sukzessive auf, sobald unser Budget das wieder zuläßt. Die 30 kWp sind nicht nur deshalb Ziel, weil wir damit unseren Eigenbedarf an Strom komplett selbst abdecken könnten (außer ggf. Heizung im Winter), sondern auch weil es die maximal zulässige Anlagen-Größe ist, bevor man EEG-Umlage zahlen muß – eine Steuer auf den selbsterzeugten Ökostrom. (Ja, mir ist auch der Kopf auf die Tischplatte geknallt, als ich von deren Existenz erfuhr. Dafug!?)
Was wir mangels PV-Ausbau noch nicht selbst erzeugen können, können wir aber erst mal aus dem konventionellen Netzanschluß ziehen, den wir bereits haben installieren lassen. Wir werden ohnehin Baustrom brauchen und wollen im Zweifelsfall nicht ohne Strom dastehen. Ziel ist es aber, auf absehbar weg vom konventionellen Strom zu kommen und diesen komplett selbst zu erzeugen. (Auf unser DIY-Windrad-Bastelprojekt für den Winterstrom freue ich mich übrigens auch schon. Es wird am Amateurfunk-Sendemast befestigt werden. Aber das ist reine Liebhaberei.)
Mit der gesamten Hauselektronik beschäftigt sich der @andreas bereits intensiv. Er und mein Schwiegervater haben das entsprechende KnowHow und die nötigen Qualifikationen für full-on Selfservice. Ob wir trotzdem jemanden für’s Kabelziehen bezahlen werden, hängt ganz vom Restbudget ab. Ich selbst bin kein großer Fan von „Smart Homes“, zumindest sofern man die Automatik nicht im Zweifel auch manuell ausführen kann. Es gibt aber einige Dinge, die man schon auch automatisieren möchte, z.B. dass sich die Fensterläden schließen, bevor die Sommersonne die Bude zu sehr aufheizt oder dass einem signalisiert wird, wann man ein Holzscheit in den Ofen werfen muß, bevor der Solarstrom zur Neige geht, etc. pp. Da wird @andreas aber sicher noch mal detaillierter drüber berichten.
Wasser und Abwasser. Wir haben uns entschieden, erst mal einen konventionellen Wasseranschluß und eine einfache Sammelgrube (ca. 13 m³) installieren zu lassen. Das Geld für einen eigenen Brunnen und eine Kläranlage haben wir einfach erst mal noch nicht. Wir werden aber dafür eine Grube wählen, die zur Kleinkläranlage umgebaut werden kann. Auch ein eigener Brunnen könnte auf absehbare Zeit sinnvoll und finanzierbar werden. Wir wissen durch das Bodengutachten und eine Probebohrung, dass das Grundwasser in ca. 6m Tiefe liegt.
Die Idee einer Pflanzenkläranlage haben wir verworfen, weil sie im Vergleich zu einer Grube und einer gewöhnlichen Kleinkläranlage einfach zu teuer zu bauen ist. Man kann auch nicht sinnvoll so bauen, dass man eine PKA später nachrüsten könnte. Insofern werde ich mich wohl Zwecks „geschlossenem Nährstoffkreislauf“ mit meinem Plumsklo im Garten zufrieden geben müssen und meine Ideale teilweise dem Pragmatismus opfern müssen.
Dass wir eine Regenwasserzisterne zur Bewässerung des Gartens vermutlich nicht voll kriegen werden, habe ich ja schon weiter oben geschrieben. Dennoch überlegen wir, ob wir einen Wassertank beim Tiefbau einfach irgendwo mit verbuddeln lassen. Eine Zisterne ist ja nicht teuer und die Idee, irgendwann vielleicht doch unsere Klos mit Grauwasser spülen oder den Garten mit Grauwasser bewässern zu können, haben wir nach wie vor im Hinterkopf. Vermutlich lassen wir im Haus erst mal nur Leerrohre legen, damit wir später die Option haben, auch dieses Feature nachzurüsten.
Der Bauantrag. Im Bauantrag selbst (Antrag nach §64 BbgBO) müssen diese Details noch nicht ausgeführt werden. Man schreibt da laut unserem Architekten ohnehin nur das Minimum rein, das für das Genehmigungsverfahren unbedingt nötig ist. Deshalb ist da z.B. nichts zur Solaranlage oder zum Gründach drin, wohl aber etwas zum Holzofen und Schornstein, zum primären Baustoff, Dämmstoff und zur EnEV- und GEG-Konformität, zur Gebäudehöhe und Brutto-Grundfläche (167,06 qm), zur generellen baulichen Erschließung des Grundstücks und zu den Baukosten.
(Fuck, Leute, ein Haus zu bauen ist sooo teuer. Das ist mega scary Unterschriften über solche Geld-Beträge zu leisten. Man fühlt sich, als hätte man sein Erstgeborenes dem Satan verpfändet und hat trotz aller Vorfreude zwischenzeitlich immer wieder auch mit Panik-Attacken zu kämpfen.)
Wir hatten zunächst auch überlegt, ob wir das Tiny House wirklich gleich im selben Bauantrag wie unser Einfamilienhaus mit aufführen, weil das natürlich wegen seiner Exotik ein etwas riskantes Objekt ist. Die @evi konnte jetzt aber einen Anbieter finden, der ihr das ziemlich genehmigungskonform hinbauen kann, so dass wir überein gekommen sind, dass es für alle Beteiligten preiswerter und safer ist, es gleich mit aufzuführen. Wir haben auch damit begonnen, darüber nachzudenken, wie wir unser Miteinander rechtlich absichern (z.B. durch Mietverträge) und welche einvernehmlichen Strategien wir uns zurechtlegen, um Rosenkriege zu vermeiden, falls wir irgendwann feststellen, dass wir doch nicht so gut zusammenleben können, wie erhofft. (Wenn euch so Beziehungskram interessiert, schreib ich dazu auch gern noch mal was.)
Tiny House. (verfaßt von @evi) Im Grunde ist das Tiny House gar nicht so verschieden vom großen Haus (möglichst autark mit Solarstrom vom Gründach, möglichst nachhaltig konzipiert und möglichst wohnlich mit Naturmaterialien und einem Holzofen) und auch die rechtlichen Anforderungen bezüglich Genehmigungen und Vorschriften unterscheiden sich in Deutschland nur wenig. Ein paar Ausnahmen und Vereinfachungen gibt es zwar in Sachen Dämmvorschriften aber abseits davon ist ein legal bewohnbares Tiny House nahezu gleich kompliziert und teuer zu beantragen. Aber: „legal bewohnbar“ und „zweifelsfrei genehmigt“ ist ja (zur präventiven Wahrung von Nerven und Nachbarschaftsfrieden) die über allem stehende Maxime, also Arschbacken zusammenkneifen und durch.
Auch das kleine Haus braucht für die Legalität eine Baugenehmigung, und die wiederum muss beantragt werden mit Nachweisen über einen Anschluss an Ver- und Entsorgung mit Energie und Wasser, einen vorschriftsmäßigen Wandaufbau mit stattlicher Dicke (wenn man nicht mit PU-Schaum sondern natürlich und diffusionsoffen dämmen will, kommt man unter 25 cm nicht wirklich hin), eine Mindestfläche an modernen isolierverglasten Fenstern, eine Raumhöhe von mindestens 2,40 m, Brandschutzvorkehrungen, genehmigungsfähiges Heizkonzept, Statiknachweis… und das alles innerhalb eines festgelegten Maßes von 8 Meter Länge, 3 Meter Breite und 3 Meter Höhe.
Und zerstörungsfrei transportierbar sollte es nach Möglichkeit auch noch sein (falls der Meeresspiegel zu stark ansteigt, der Arsch der Heide aufgrund von Dürre unbewohnbar wird, dritter Weltkrieg um Ressourcen ausbricht oder wir als Wohngemeinschaft uns entscheiden, nicht mehr am gleichen Ort miteinander wohnen zu wollen). Apropos Transport: Neben der Frage, wie man all diese Anforderungen in einem bewohnbaren Holzwürfel unterbringt, war einer der größten Kopfzerbrecher, wie das kleine Haus auf seinen zukünftigen Stellplatz kommt.
Denn die Rohbaukonstruktion kann gut und gerne 11 Tonnen wiegen (Massivholz- und Stahlkonstruktion ftw) und das fährt man nicht mal so eben auf die grüne Wiese. Zunächst war unklar, ob und wie der Transport-LKW mit dem Häuschen im Schlepptau es an seinen Platz fahren kann. Zwischen Straße und Stellplatz wird zum Zeitpunkt der Lieferung nämlich bereits das wunderschönste aller Blockhäuser stehen (mit einem schmalen Feldweg daran vorbei) und dort erst eine geschotterte und unwiederbringlich verdichtete Baustellenstraße zu bauen, kam @lev und mir aus finanziellen, ästhetischen und „hier sollen später auch noch Blumen wachsen“ Gründen nicht in die Tüte.
Genau so schwierig wäre es auch, es mit dem Kran an seinen Platz zu heben (als kranbar wird es trotzdem konzipiert – wer weiß, wann man das nochmal gebrauchen kann…). Denn so weit, wie es „am langen Arm“ von der Straße aus (über das fertige große Haus herüber! Grundgütiger!) in Richtung Grundstücksgrenze gehoben werden müsste, bräuchte es einen ziemlich absurden Spezialkran, der mal eben 5.000 € (zzgl. Steuern!) kostet (von der Sorte „da kommt der Ballast auf 1-2 separaten Tiefladern“). Das ist realistisch betrachtet keine Option.
Nach einer Woche voller adrenalingetränkten Telefonaten mit Hausbauer, Architekt, Bodengutachern und Schwerlastlogistik-Experten stand fest: Solange wir einen Traktor haben (sollte auf dem Dorf ja zu bekommen sein) und es vorher 2 Wochen nicht regnet, rollen wir es auf dem Anhänger über die gewachsene Wiese und dann klappt das schon. Sagt der Logistiker. Dann schauen wir mal, ob das stimmt. Daumen gerne drücken, das ist so ein bisschen der nervenkitzligste Bestandteil des Projekts aktuell.
Ursprünglich wollte ich ja aus handwerklichem Idealismus und dezentem Kontrollzwang alles selbst bauen, aber dann wurde immer mehr klar, dass sie entweder Geld für den Hausbau verdienen ODER selbst ein Haus bauen kann. Beides gleichzeitig zu machen, klappt einfach nicht. So wurde dann beschlossen, das Geld jemandem zu geben, der sich mit dem Bau kleiner Häuser auskennt und damit unmessbare Mengen an Zeit und Nerven sparen hilft. Und mal ehrlich: Was gibt es Besseres, als sich ins gemachte Nest zu setzen? Mit Philipp von www.reset-house.de gibt es einen fachkundigen Menschen, der sich um die Umsetzung meiner ganzen großartigen Pläne kümmern wird. Schaut euch ruhig mal in Philipps Galerie um! Dann bekommt ihr schon mal ein Gefühl für die Grundidee des Tiny Houses! (Bonus-Feature: Durch die Aufständerung der Wechselbrücke gibt es am Ende so etwas wie einen „Tiny-House-Keller“ in dem sich gut Brennholz bunkern oder Regentonnen unterbringen lassen).
Der einzig wirklich schmerzhafte Kompromiss an der ganzen Kiste ist, dass es aufgrund der Kombination aus Energiesparvorschriften (= dick gedämmte Wände), dem Wunsch nachhaltig aus nachwachsenden Rohstoffen (Holz mit Schafwolldämmung statt dünne PU-Panele) zu bauen und den beschränkten Maximalmaßen wegen der Abstands- und Höhenvorgaben für „richtige Wohnhäuser“ sowie der maximalen Zuladungshöhen und -breiten für Ladung nach StVO die Wohnfläche etwa 2 qm verlieren wird (was bei 20 qm möglicher Fläche durchaus eine schmerzhafte Angelegenheit ist). Aber wenn das bedeutet, dass es genehmigt und legal (und damit sicher vor klagefreudigen Nachbarn) ist, dann ist das zu ertragen.
Mehr zu den Details der Tiny-House-Baupläne gibt es wahrscheinlich, wenn wir richtig losgelegt haben, aber auf den Grundriss-Zeichnungen weiter oben könnt ihr schon mal die grobe Richtung erkennen. 🙂